Gemeinsamkeiten zwischen den abrahamischen Religionen

Liebe Leser*innen,

wir sind der Meinung , dass es bei Christentum, Judentum und Islam mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede gibt.

Nun wollen wir einige dieser Gemeinsamkeiten vorstellen:

  • Alle haben den Patriarch Abraham als Stammvater
  • Sie haben alle einen Gott mit jeweils anderem Namen
  • Alle stammen aus dem Mittleren Osten
  • Christentum und Islam verbinden die alten Geschichten des Judentums

Durch diese Gemeinsamkeiten sollen sich diese Religionen doch gegenseitig akzeptieren und nicht bekämpfen.

Fanatiker und Fanatismus sind jeweils das Problem innerhalb der einzelnen Religionen. Sie sind von ihrer Weltansicht überzeugt und sind intolerant gegenüber Ideen und Vorstellungen, die nicht in ihre Weltansicht passen.

Leider ist es ja nicht nur innerhalb der Religionen so, dass es Fanatiker und Fanatismus gibt; das finden wir überall auf der Welt und das ist eins der größten Probleme der Menschheit.

Jona


Text: Jona, Schüler an der Gesamtschule am Forstgarten


Der Weg der Anderen muss nicht euer Weg sein

Ich hatte die Möglichkeit, eine der Unterrichtsstunden in Praktischer Philosophie mitgestalten zu dürfen. Das Thema war „Das Bild einer erfolgreichen Frau“.

Als abschließende Botschaft gab ich den Schülerinnen und Schülern mit:
Vergleicht euch und eure Leistungen und Fähigkeiten nicht mit denen anderer.
Der Weg der Anderen muss nicht euer Weg sein. Was den/die Eine/n glücklich und leistungsfähig macht, kann für euch unpassend sein.

Ich möchte meine Ausführungen noch ergänzen in Richtung des Erlebens und Bewertens von Erfolg und Misserfolg: Wir alle erleben in jeder Lebensphase Erfolg und Misserfolg. Die meisten Menschen haben gelernt, eher auf ihre Fehler und Unzulänglichkeiten zu schauen als auf ihre guten Eigenschaften, Kompetenzen und Erfolge.

Um erfolgreich zu sein oder zu werden, sollten wir uns vielmehr auf all das konzentrieren, was in unserem Leben schon geklappt hat und worauf wir stolz oder womit wir zumindest ganz zufrieden sind. Das kann auch helfen, Rückschläge zu verkraften.

Ich bin sehr dankbar, dass ich an der Unterrichtsstunde zum Thema „Frauen und Erfolg“ teilnehmen konnte. Das hat mich ein wenig mit meinem Ausstieg aus dem Beruf versöhnt, denn dieser fiel in eine Zeit, als ich Überforderung erlebte und mit meinem schlechten Gesundheitszustand kämpfte.

Zeitgleich mit dem Einstieg in die Rente erhielt ich eine niederschmetternde Krebsdiagnose. Dies war ein herber Rückschlag und überschattete meine Erinnerung an die guten und erfolgreichen Zeiten in meiner Berufskarriere. Durch die Beschäftigung mit dem Thema im Zuge der Vorbereitung auf die Unterrichtsstunde bin ich dem Gefühl und Bewusstsein, eine erfolgreiche Frau zu sein wieder nähergekommen.

Danke für den interessanten Austausch und Danke für die Möglichkeit, Meryem kennenlernen zu können, eine bemerkenswerte Frau, deren Kulturkreis ich bislang noch nicht aus persönlicher Anschauung kannte.

Ich wünsche dem Projekt viel Erfolg und weitere nachhal(l)tige Begegnungen!


Text: Monika Pelkmann


Rassismus

Mit diesem Thema haben wir uns mehrmals in den letzten Wochen beschäftigt. Wenn man an Rassismus denkt, fällt einem sofort Rosa Parks im Bus ein. Sie musste als dunkelhäutige Frau für einen weißen Mann Platz machen, nur wegen ihrer Hautfarbe. Dieser Vorfall ist 1955 geschehen, also schon lange her. Und trotzdem gibt es immer noch Rassentrennung und Rassismus.

Menschen allein anhand ihrer Hautfarbe zu definieren, ist in unserer Zeit meiner Meinung nach sehr schade. Selbst in der Schule fallen ab und zu noch rassistische Sprüche. Auch wenn sie nur als „Spaß“ gemeint sind, können sie sehr verletzend wirken. Oft ist man sich gar nicht bewusst, dass etwas rassistisch gemeint ist. Dies kommt auch bei alltäglichen Dingen vor wie z.B. dem „Negerkuss“. Oft werden dunkelhäutige Menschen auch als Kriminelle, als Arme oder Geflüchtete in Filmen dargestellt.

Und nun kommen wir zu der Frage: Was kann ich gegen Rassismus tun?

➔ Informiere dich gut und stelle erst einmal klar, was der Begriff überhaupt bedeutet!

➔ Mische dich ein, wenn du etwa merkst, wie jemand beleidigt wird, und tue etwas dagegen!

➔ Zeig deine Meinung! Geh auf Demos oder setze ein Zeichen gegen den Rassismus!

 


Autor: Emma, Schülerin

Zeichnung: Emma
Erfassung des handschriflichen Textes: Thomas Ruffmann


Wie will ich lernen?

Das Lernen ist ein individueller Prozess. Jeder von uns kann auf unterschiedliche Art und Weise lernen. Manche lernen besser durch Lesen, andere durch Scheiben, dritte durch Zuhören. Die Erfahrung der Menschheit zeigt, dass man am besten durch Entdecken lernt. Das Entdecken könnte man in jedem Schulfach einsetzen.

Am 12. Mai (mit Fortsetzung am 19. Mai) fand eine Begegnung mit der neunten Klasse der Gesamtschule am Forstgarten Kleve statt. Bei dieser Begegnung sollte demonstriert werden, wie das Entdecken in Mathematik Unterricht stattfinden kann.

Fragen und Anregungen der SuS vor den Unterrichten

Das Besondere bei dieser Begegnung war, dass sie mit zwei Botschafterinnen der Vielfalt stattfand.

Svetlana Goranova ist die Gründerin eines Unternehmens in Bulgarien mit dem Namen Fun Mathematics. Die Idee dieses Unternehmens ist, verschiedene Fakten und Konzepte der Mathematik auf interessante Art und Weise den Kindern zu präsentieren. Diese mathematische Methode hat schon über 5000 begeisterte Anhänger unter den VorschüllerInnen und SchüllerInnen in Bulgarien.

Maria Brauchle ist Mathematikerin und Wissenschaftlerin bei dem Institut für Mathematik und Informatik bei der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Anwendung einer dynamischen Mathematik-Software zusammen mit dem forschungsbasierten Lernansatz im Mathematikunterricht.

Bei dieser Begegnung haben wir – Svetlana und Maria – zum ersten Mal einen Unterricht zusammen gestaltet. Das Thema war Die Fibonacci Zahlen und der Goldener Schnitt.

Am Anfang wurden die SuS gebeten abzustimmen, welches von drei Fotos ihnen am besten gefällt. Die Mehrheit hat für das Bild Nr. 2 gestimmt.

Danach wurden ihnen die Fibonacci Zahlen und deren Beziehung zu der Natur demonstriert.

Die nächste Aufgabe war durch Bildung von Quadraten mit Seitenlänge gleich der nächsten Fibonacci Zahl die Goldene Spirale zu konstruieren.

Dann wurde den SuS eine dynamische Datei zur Verfügung gestellt, mit derer Hilfe sie die entstandene geometrische Konstruktion untersuchen konnten. Die Idee war, durch die Untersuchung herauszufinden, dass die Seitenlängen der Rechtecke sich immer in dem gleichen Verhältnis befinden. Dieses Seitenverhältnis ist speziell und wird Goldener Schnitt genannt.

Aber wie hing der Goldener Schnitt zu den Bildern von Anfang des Unterrichts zusammen? Dazu gab es noch eine dynamische Datei, um die Bilder zu untersuchen. Die Konstruktion des Bildes Nr. 2 kam dem Goldenen Schnitt am nächsten. Und so gelangten wir zu einer Feststellung, die von den großen Künstlern verwendet wird, dass das menschliche Auge Kompositionen, in denen der Goldene Schnitt vorkommt, mag.

Dies war eine kleine Demonstration, wie Natur, Mathematik und Kunst verbunden sind. Das wurde noch im ersten Unterricht von den SuS erkannt und positiv bewertet.

Ein anderer Aspekt des Themas „Wie will ich lernen?“ ist die Raumgestaltung. Dazu wurden den SuS Bilder von dem Labor „Das Klassenzimmer der Zukunft“ präsentiert. Das Labor ist auf die MINT Ausbildung ausgerichtet und befindet sich in der Zentrale der European Schoolnet in Brüssel. Die Hauptidee ist, dass der Raum in verschiedenen Bereichen für die unterschiedlichen Aktivitäten unterteilt ist. Jeder Stuhl ist auch gleichzeitig ein Schreibtisch und hat Räder, sodass die SchülerInnen bequem sich von Bereich zu Bereich bewegen können. Auch jegliche Technik wie Lego-Roboter, Einsteinlabore und andere ist dort zu finden. Einige der SuS äußerten die Meinung, dass sie gern in so einem Raum lernen würden.

Die Botschafterinnen waren auf die Reaktionen der SchülerInnen gespannt. Manche äußerten sich, dass sie gern durch Entdecken und auch in solchen mit viel Technik ausgestatteten Räumen lernen würden. Andere meldeten, dass sie am liebsten bei den bekannten Methoden speziell in Mathematikunterricht bleiben wollen. Die Unterrichtsgestaltung sollte die verschiedenen Lernweisen unterstützen und fördern. Svetlana fügte noch hinzu, dass Mathematikunterricht Bewegung und Spaß braucht, und dass die SchülerInnen es verdienen, bei der Entdeckung, wie schön Mathematik sein kann, sich anleiten zu lassen. Zusätzlich vertritt Maria die Meinung, dass sich das Ausbildungssystem nach den Bedürfnissen der Arbeitswelt entwickeln soll und für diese Entwicklung alle Interessenten wie WissenschaftlerInnen, PolitikerInnen und Firmen ihren Beitrag leisten sollen.


Text: Svetlana Goranova und Maria Brauchle

Redaktion: Anni Velkova-Rehm
Bilder: Zur Verfügung gestellt von Svetlana Goranova und Maria Brauchle
Screenshots: Anni Velkova-Rehm
Grafik: Lalebi design dreams


Religionen in anderen Ländern/Kulturen – Vorurteile und Klischees

Was unterscheidet die Religionen wirklich?

Warum halten viele ihre Religion für die einzig richtige?

Das waren die ersten Fragen, zu denen sich die SchülerInnen der 9. Klasse im Fach Praktischer Philosophie an der Gesamtschule am Forstgarten mit den BotschafterInnen der Vielfalt – Hassan Dabi und Ron Mannheim – ausgetauscht haben. Eine lebhafte Diskussion ergab sich, als die SchülerInnen ihre weiteren Fragen stellten:

Das Bild zeigt die Auswertung von SchülerInnen-Meldungen mittels app.sli.do. Die Kommentare der SchülerInnen sind nicht korrigiert.

Insbesondere die Frage „Sollte man Religionen dann nicht einfach abschaffen?“ sorgte für große Aufregung bei allen. Ist die Frage logisch oder nicht – das spielte zunächst keine Rolle. Es schien auf jeden Fall eine wichtige Frage zu sein, denn im Klassenzimmer diskutierten alle lebhaft über die Rolle der Religion in unserem Leben. Verschiedene Positionen und Argumente auch zum Thema „Glaube an Gott“ gab es, die nicht ohne Kritik seitens der SuS aufgenommen wurden.

Und das ergab sich am Ende der Sitzung als quasi eine Art Ergebnis der Diskussion:

Das Bild zeigt die Auswertung von SchülerInnen-Meldungen mittels app.sli.do. Die Kommentare der SchülerInnen sind nicht korrigiert.
Das Bild zeigt die Auswertung von SchülerInnen-Meldungen mittels app.sli.do. Die Kommentare der SchülerInnen sind nicht korrigiert.

Und das teilte Hassan Dabi reflektierend nach der Sitzung mit:

„Alle Religionen weisen auf Frieden, Liebe, Gerechtigkeit, Zusammenarbeit usw. hin. […]

Als ich nach Deutschland kam, hatte ich nur einen Koran, mein Abiturzeugnis und etwas Geld mitgebracht, dann habe ich studiert, gearbeitet und geheiratet.

Vieles im Leben ist änderbar, nach dem Motto: „Nichts im Leben bleibt für immer gleich.“

Ich habe mir mehrmals diese Fragen gestellt, ob ich solche Veränderungen in meinem Leben brauche:

  • Glauben: Nein (unveränderbar)
  • Technologie: Ja (durch Lernen: Internet, Smart-Phone etc.)
  • Verhalten: Ja (durch Erziehung: Respekt etc.)
  • Ausbildung: ja (durch die Bildung: Schule, Studium, Beruf etc.)
  • Integration: Ja (durch Sprache lernen, Gesetze einhalten etc.)
  • Dialoge: Ja (durch Veranstaltungen und Teilnehmen etc.)

Ich habe mehr über die Fragen der Religionen recherchiert.

Die Meldungen der SchülerInnen und die Kommentare motivieren mich, über weitere Themen zu recherchieren. Es war eine sehr spannende Sitzung.

Ich bedanke mich bei allen Anwesenden für die Einladung und wünsche allen auch weiterhin ein erfolgreiches Schuljahr!“


Text: Anni Velkova-Rehm und Hassan Dabi

Screenshots: Anni Velkova-Rehm


Lernziel „mündige*r Bürger*in“

Unsere Botschafter*innen-Begegnungen haben immer ein konkretes Thema und sind innerlich durch 2-3 Unterthemen mit dazugehörigen Fragen strukturiert. Die Fragen bringen meine Schüler*innen in vorbereitenden Sitzungen ein und arbeiten so aktiv aus, was sie lernen wollen. Sie beschäftigte beispielsweise die Frage, ob man Religionen abschaffen sollte.

Material betrachtet haben wir mit den beiden Botschaftern Argumente dafür und dagegen gesammelt. Es wurde über die Funktionen von Religion gesprochen und die Schüler*innen positionierten sich religiös und religionspolitisch.

Die von mir gesteckten Lernziele schließen dabei aber – auch und gerade – die oben angesprochenen Formen der demokratisch-partizipativen Unterrichtsvorbereitung ein.

Ich gebe meinen Schüler*innen die Möglichkeit, eine doppelte Selbstwirksamkeit zu erleben:

Meine Position ist wichtig (material/zur Sache) und ohne mich läuft nichts (formal/zur Form).“

Erst wer diesen Eindruck verinnerlicht hat, kann sich „mündige*r Bürger*in“ nennen.

Und diese mündigen Bürger*innen drehen manchmal auch innerhalb einer Stunde das Thema spontan um 180 Grad. Außerdem sind die zentralen Fragen nicht immer politisch korrekt und nicht jede Antwort logisch gültig formuliert. Darauf müssen unsere Botschafter*innen, Lehrer*innen und das Projektteam gefasst sein. Denn Inklusion und Teilhabe zu leben, bedeutet, den Beteiligten einen Raum zu geben, in dem sie zugleich sozialisiert werden UND sich entwickeln können. Als Moderator sorge ich dafür, dass Schüler*innen sich nicht beliebig positionieren. Genauso ist es meine Aufgabe, die Offenheit für neue Lösungsansätze zu wahren. Das bedeutet Praktische Philosophie.


Autor: Philipp Giesinger, Lehrer an der Gesamtschule am Forstgarten in Kleve

Bild: Anni Velkova-Rehm


Vereinte Kraft versetzt Berge

Auch wenn man schon vor anderen Menschen viele Vorträge gehalten hat, ist es etwas komplett anderes, als Botschafterin vor einer Klasse zu stehen. Diesmal ging es eben nicht um meine Arbeit…

Viele Fragen schwirrten mir in dem Kopf: Was wird die SchülerInnen interessieren? Wird es eher das Interview mit Oma sein, welches ich komplett für die Stunde übersetzt habe? Wird es eher meine eigene Erfahrung als jüdischstämmige sein? Oder doch die ihnen unbekannte Geschichte und Kultur Bulgariens, die zur Rettung der bulgarischen Juden geführt haben? Kann man sich darauf überhaupt vorbereiten? Die Fakten sind mir entweder bekannt oder ich habe sie recherchiert, aber was ist mit deren Interpretation oder die eigene emotionale „Ladung“?

Ich war sehr, sehr aufgeregt, denn ich wollte möglichst viel als Basis für Nachdenken und Diskussion liefern.

Angefangen haben wir mit meiner Vorstellung sowie meine Motivation, am Projekt als Botschafterin teilzunehmen: Wir sind alle Zeitzeugen!

Daraufhin hat Philipp das Interview mit Oma vorgelesen, dafür bin ich ihm sehr dankbar! Für mich persönlich wäre es ansonsten zu schwer (rein emotional) geworden, zum Hauptthema zu kommen – die Erfahrung von Oma ist eine gute Einführung darin. Das „Etikett“ kann man beliebig austauschen: statt „Judentum“ könnte „Migrationshintergrund“, „Behinderung“, „Homosexualität“ oder was auch immer stehen. Die Frage ist, wie man mit den Menschen – trotz „Etikett“ – umgeht.

Genau das zeigt die Erfahrung meiner Oma: Auch wenn sie sehr schwere Zeiten erlebte, sie erinnert sich sehr gut daran, wie sie die Menschen behandelten, die sie während ihrer Deportation in Razgrad kennenlernte: die Lehrerin, die Kinder in ihrer Klasse, die bulgarische und die türkische Familie, bei denen sie gelebt haben, die gute Nachbarin, die sich selbst in Gefahr brachte, um mit ihnen, den Kindern, trotz Ausganssperre zu spazieren. Wie sie selbst sagt: „Wir gerieten an gute Menschen mit guten Herzen.“ Darum geht es mir.

Als Überleitung erinnerte Philipp kurz an das Milgram-Experiment, welches zuvor ein Thema im Unterricht gewesen sei. Daraufhin widmeten wir uns der Kultur und der Geschichte Bulgariens, die uns, BulgarInnen, zu „Dickschädel“ machen, die die eigene Meinung immer stark vertreten und Autoritäten selten ernst nehmen. Die SchülerInnen waren sehr interessiert, sie überlegten aktiv mit, was die von mir und Anni (als Bulgarin natürlich unterstützend) erzählten Geschichten ihnen sagen wollen.

Besonderen Eindruck schien eine Episode der bulgarischen Geschichte zu hinterlassen: Im März 1943 war ein Zug mit versiegelten Waggons aus Thessaloniki in Kjustendil eingetroffen, der von deutschen Soldaten schwer bewacht wurde. Man konnte wohl nichts von dem Inneren sehen, die verzweifelten Schreie der darin Eingesperrten ließen wohl aber keine Zweifel darüber. Daraufhin sammelten sich die Bauer, die in der Nähe der Gleise wohnten, jeder bewaffnet mit dem, was er finden konnte. Sie wollten die Waggons zerschlagen und die Unglücklichen befreien.

Ein Schüler überlegte, wie viele sich trauen würden, selbst in Gefahr zu geraten, wenn es um Bekannte (wie beispielsweise Nachbarn) gehen würde. Anni wies darauf hin, dass es eine noch offenere Frage ist, wie viele sich trauen würden, die Regeln zu brechen, wenn es sich, wie in diesem Fall war, um komplett Unbekannte handeln würde.

Weiterhin erzählte ich die geschichtlichen Fakten, die zur gesamtgesellschaftlichen Bewegung zur Rettung der bulgarischen Juden führten.

Da ich glaube, dass dies keine spezifische Eigenschaft von BulgarInnen ist und dass alle Menschen so mutig handeln können, wählte ich bulgarische Sprichwörter, die die für mich drei wichtigsten Gründen hervorheben. Die SchülerInnen überlegten, die von mir nicht im Voraus erwähnten Gründe richtig zu benennen.

  • Wer ein Messer rauszieht, stirbt an einem Messer.
  • Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.
  • Was du nicht willst, dass man dir tu‘, das füg auch keinem anderen zu.
  • Wie man in dem Wald ruft, so schallt es heraus.
  • Ein sanftes Wort öffnet eiserne Tore.

(Umgang mit Anderen)

  • Wie du dir das Bett machst, so wirst du darin ruhen.
  • Die Reben brauchen eine Hacke, keine Gebete.
  • Dem Wolfe ist der Nacken dick, weil er seine Arbeit alleine erledigt.
  • Was du säst, das wirst du ernten.
  • Nichts fällt vom Himmel.

(Eigenverantwortung)

  • Wenn du was bekommen willst, lerne zu geben.
  • Willst du lange leben, so öffne dein Herz.
  • Eine Schwalbe macht keinen Frühling.
  • Vereinte Kraft versetzt Berge.

(Bedeutung der Gesellschaft)

Ich bedanke mich herzlich bei allen, die an der Stunde teilgenommen haben – an Anni und Philipp für die tolle Unterstützung und and alle SchülerInnen: Ihr habt mich zu noch mehr Nachdenken gebracht, hoffentlich ich Euch auch!

Mir war klar, dass die Zeit ggf. nicht für alles ausreichen würde, aber es ging und geht mir darum, den Anfang zu machen. Diejenigen, die interessiert sind, können sich danach selbstständig vertiefen – besonders, wenn sie sich meine Botschaft zu Herzen genommen haben:

Wir sind alle Zeitzeugen! Jeder kann einen wertvollen Beitrag leisten!


Text: Elisara


Die Kinder von Myanmar

Das Hauptthema dieser Begegnung mit SuS der fünften Klasse waren die Kinderrechte. Das ist ein sehr umfangreiches Thema. In wenigen Ländern der Welt werden die Kinderrechte eingehalten und respektiert. In einem kommunistischen Land aufgewachsen, hatte ich selbst keine Kinderrechte genossen. Und es ist mir wichtig, dass es den neuen Generationen bewusst wird, dass deren Rechte keine Selbstverständlichkeit sind. Ein gutes Beispiel für ein Land mit fehlenden Kinderrechten ist Myanmar. Ich habe selbst dieses ostasiatischen Land besucht und teilte im Unterricht meine Eindrücke mit den SchülerInnen.

Anhand von Bildern wurden der SchülerInnen die Lebensumstände der Kinder in Myanmar geschildert. Die Kinder in diesem ostasiatischen Land leben in Armut, die Meisten ohne Zugang zu einer schulischen Ausbildung.  Oft müssen sie im frühen Alter ihre Familie verlassen, um in einem Buddhistischen Kloster das Schreiben und Lesen lernen zu können. Für die meisten Kinder endet das Kindsein in einem Alter von vier oder fünf Jahren. Dann fangen sie an zu arbeiten – an Häfen, in Restaurants, in Fabriken, im Straßenbau, etc.

Die SchülerInnen sollten anhand der Bilder und diesen Schilderungen erkennen, welche Kinderrechte in Myanmar verletzt werden.  Die SchülerInnen waren auf das Thema vorbereitet und haben sich sehr schnell und richtig orientiert.

Das Bild zeigt die Auswertung von SchülerInnen-Meldungen mittels app.sli.do. Die Kommentare der SchülerInnen sind nicht korrigiert.

Danach behandelten wir die Frage:

Warum leben diese Kinder so?

Einige der Hauptgründe sind die politische Lage, das fehlende Sozialsystem, der Armut.

Bei dieser Diskussion wurde auffallend, dass einige der SchülerInnen die ganzen Probleme der Kinder von Myanmar auf das Geld zurückführten und ihre Eltern als Geringverdiener bezeichneten. Denen war es nicht bewusst, dass die Gesellschaften anderer Länder auf unterschiedliche Prinzipien aufgebaut sind. Und dass die Kinderrechte nicht überall auf der Welt gegeben und eine Selbstverständlichkeit sind.

Demzufolge finde ich es notwendig, durch verschiedene Aktivitäten den SchülerInnen die Vielfalt der Länder zu zeigen und ihnen bewusst zu machen, dass für die Aufbewahrung der Demokratie und der Kinderrechte jeder von uns jeden Tag aktiv arbeiten muss.


Text: Maria Brauchle

Screenshot: Anni Velkova-Rehm


Kamerun und meine Mutter

Ich habe zum ersten Mal bei diesem Projekt mitgewirkt bzw. mich als Botschafter zur Verfügung gestellt. Inspiriert an dem Projekt teilzunehmen hat mich die Möglichkeit, mit meiner persönlichen Geschichte und Erfahrungen einen wertvollen Beitrag zum kulturellen Verständnis leisten zu können.

Der Schwerpunkt des Vortrages richtete sich auf die Frau in der Gesellschaft und Familie in Kamerun. Für mich stellt es ein sehr wichtiges Thema dar, da die Rolle der Frau bzw. Mutter oft unterschätzt wird, aber immens wichtig für die Gesellschaft ist. Zudem habe ich schon immer ein sehr gutes Verhältnis zu meiner Mutter gehabt. Bis heute hat mich ihre Erziehung sehr geprägt und ich bin ihr von Herzen dankbar – für das, was sie alles für mich getan hat.


Die Projektvorbereitung hat sehr gut geklappt und die Projektleitung hatte immer ein offenes Ohr für Fragen und Anregungen. Mich hat es sehr gefreut, welches Interesse und welche Offenheit und Neugier die Schüler in Bezug auf kulturelle Fragen zeigten.


Text: Boris Kamdem
Bild: Persönliches Archiv von Boris Kamdem


Kopftuch – Symbol der Freiheit?!

Sehr geehrte Frau Velkova-Rehm, sehr geehrter Herr Dabi,

in dem folgenden Blogbeitrag würden wir, Larisa Homa und Emely Jansen, uns gerne für Ihren Besuch in unserer Klasse bedanken und Ihnen ein Feedback über den Austausch geben.

Vielen Dank von uns erstmal, dass Sie sich die Zeit genommen haben, uns über die Vielfalt aufzuklären. Wir finden es schön, wofür Sie sich einsetzen und wie viel Mühe Sie sich gegeben haben, den Austausch spannend zu gestalten. Wir haben alles gut nachvollziehen können, da Sie uns das Thema „Kopftuch“ gut näher gebracht haben. Ebenfalls fanden wir die anonymen Fragen gut, da man sich so getraut hat, eine ehrliche Antwort zu geben. Zudem sind Sie auf alle Fragen verständlich eingegangen.

Für den nächsten Austausch würden wir uns wünschen, das Thema „Stolpersteine“ zu besprechen. Warum sind diese Stolpersteine da? Was haben diese zu bedeuten? Wir finden dieses Thema sehr interessant, da es wichtig für die Bildung aller Kinder/Jugendliche ist, damit so etwas nie mehr vorkommt.

Seit dem Austausch, machen wir uns viele Gedanken über das Thema „Kopftuch“. Warum ist es in vielen Familien so wichtig, dass die Tochter ein Kopftuch trägt? Und warum gehen manche Familien so locker damit um, obwohl sie an die gleiche Religion glauben? Dies war eine Sache, die wir persönlich noch nicht ganz verstanden haben.

Zeichnung: Nele van Basten, Schülerin an der Gesamtschule am Forstgarten

Wir finden, dass im Alltag dieses Thema mehr normalisiert werden sollte. Wir können ebenfalls nicht nachvollziehen, warum Menschen mit Kopftuch heute noch, nach allem was schon passiert ist, diskriminiert werden. Es sollte in den Grundschulen schon normalisiert werden, damit Rassismus endlich ein Ende nimmt. Am Berufskolleg Kleve sollten Sie mit Ihrem Projekt in jedem Religionsunterricht einmal mindestens das Thema sein. Unsere Schule ist sehr tolerant gegenüber Frauen mit Kopftüchern, denn wir sehen immer wieder Schülerinnen mit Kopftuch, was wir persönlich super finden, allerdings sollte man trotzdem darüber sprechen und für Aufklärung sorgen. Ihr Projekt ist definitiv eine Bereicherung für unser Leben, da Sie mehr für Aufklärung sorgen und Menschen endlich toleranter werden könnten. Sie könnten einen Teil der Menschen umstimmen. Je mehr Menschen an Ihrem Projekt teilnehmen, desto mehr Auswirkungen hat dieses. Unsere Sichtweise hat dieser Austausch auf jeden Fall verbessert und wir wollen ebenfalls mehr Toleranz im Alltag sowie im Berufsleben und in den Schulen und Menschen sollten aufhören, Menschen die „anders“ leben, als Gefahr zu sehen. Dazu fällt uns ein, dass Sie vielleicht die Klischees aufklären könnten, wie zum Beispiel, dass Muslime Amokläufer wären. Wir finden es schade, dass in den Nachrichten immer nur „Ausländer“ schlecht dargestellt werden und die Deutschen meistens aus dem Internet rausgehalten werden, wenn etwas Schlimmes passiert ist.

Alles in einem würden wir sagen, dass der Austausch für uns wichtig und von Vorteil war und dass Sie eine super Präsentation über dieses ganze Thema gehalten haben.

Vielen Dank!

Mit freundlichen Grüßen

Emely Jansen und Larisa Homa


Text: Emely Jansen und Larisa Homa, Schülerinnen am Berufskolleg Kleve

Zeichnung: Nele van Basten, Schülerin an der Gesamtschule am Forstgarten