Nach einigen gemeinsamen Unterrichten mit Anni weiß ich nun auch, was es heißt, mit ihr als Team am und im Projekt „BotschafterInnen der Vielfalt“ zu arbeiten:

  1. Unsere Botschafter*innen kommen als ehrenamtliche Freiwillige zu uns. Sie nehmen sich meist einmalig Zeit für uns und unsere Schüler*innen. Damit bedürfen sie aber nicht weniger unseres Schutzes und Respekts. Dazu müssen wir einfache und klare Regeln einführen und durchsetzen.

  2. Auch die vielfältigen Bedürfnisse meiner Schüler*innen müssen bei unserem Projekt mindestens mitgedacht, am besten direkt eingeholt und integriert werden. Zugleich hat Schule auch im 21. Jahrhundert ihren Zwangscharakter nicht (vollständig) verloren. Wir setzen also eine Gruppe von Menschen unfreiwillig ungewohnten Reizen aus. Ist das legitim? Auf welcher Grundlage tun wir das? Als Projektteam müssen wir uns solche Fragen jederzeit stellen und die Antworten als konstruktive Kritik auf die Struktur des Gesamtprojekts anwenden.

Wir briefen die Schüler*innen vor ihrem Einstieg ins Projekt. Sie sollen die Gelegenheit bekommen, eigene und fremde Bedürfnisse und Grenzen explizit zu machen und als Regeln für alle Beteiligten mit ins Projekt zu nehmen. Damit werden sie direkt aktiv und haben die Gelegenheit, sich selbst als wirksam wahrzunehmen.

Was wir, die SuS der 9. Klasse, vereinbart haben: Ich    (1) habe im PP-Kurs Spaß und    (2) achte dabei die persönlichen Grenzen aller Anwesenden. Wenn ich doch einmal jemandes Grenze überschreite, entschuldige ich mich. Meine Klassenkamerad*innen helfen mir dabei, zu erkennen, was ich besser machen kann. Falls ich es dennoch wieder tue, entschuldige ich mich ausführlich, kreativ (per Brief oder mit Gesang) und erhalte einen Klassenbucheintrag. Ich     (3) akzeptiere die Fehler aller Anwesenden und    (4) helfe ihnen, wenn sie Hilfe brauchen. Ich bin auch sonst freundlich zu allen Anwesenden,    (5) lasse sie aussprechen und    (6) sage immer die Wahrheit. Ich    (7) setze mich gegen Gewalt, Mobbing und Menschenfeindlichkeit ein, egal ob es sich um Rassismus, Antisemitismus, Homophobie oder andere Formen handelt. Jede*r soll sich bei uns willkommen fühlen und geschützt werden.
Zugleich dient diese wechselseitige Selbstverpflichtung auch dem Schutz aller temporär zur Gemeinschaft stoßenden Personen.

Last but not least ist der Aufbau von Vertrauen und Beziehung zu allen Projektteilnehmenden besonders wichtig!


Autor: Philipp Giesinger, Lehrer an der Gesamtschule am Forstgarten in Kleve
Redaktion: Anni Velkova-Rehm

Bilder: Ronja Backhaus
Grafik: Lalebi design dreams


Aufbau von Vertrauen und Beziehung

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